Der Fuckl







es war einmal ein Fischersjunge namens Hans, der lebte auf einem einsamen Ruderboot inmitten des Vierwaldstätter Sees von Kassel.

Die Witterung war immer rauh zu diesen Zeiten, weswegen er sich ein dickes Fell zugezogen hatte, welches ihm auch dabei half, die allabendlichen Prügelorgien seines Vaters zu überstehen (welcher auch auf dem einsamen Ruderboot lebte. allerdings auf der anderen Seite).

Eines Tages, Hans war gerade dabei, seine erste von vierhundertsiebenundneunzig Angeln vorzubereiten und sich gleichzeitig die Wunden von letzter Nacht zu spülen, da verspürte er ein heftiges Zucken in seiner Rute. Es war Grätel, die sich da verbissen hatte, den Haken für einen Wurm haltend. Grätel war ein prächtiger Punkbarsch mit Piercings in Kiemen und Flossen und brandaktuell auch in der Unterlippe.

"Hänschel", sprach sie, "lasch misch losch - und tschie janisch am Haken, dasch tut schaumäschig weh". Hänsel war nicht übermäßig erstaunt ob des Erscheinens von Grätel, hatte er doch schon seit mehreren Monaten ein mehr als freundschaftliches Verhältnis mit/zu Grätel, was ihn jedoch nicht davon abhielt, weiterhin Angeln zu gehen und anderen Fischen die Seele aus dem Leib zu reißen. (Von irgendwoher mussten die Piercings ja kommen). "Warte, ich mach Dich frei. Soll ich den Haken stecken lassen ?" Fragte Hans ehrfürchtig. "Nee, mach ihn rausch, der schtört beim schpreschen", antwortete Grätel nicht allzu erfreut. Hans fummelte an Grätel herum, die seine Befreiungsversuche mit "Au-Au-Au" quittierte und halb im Wasser, halb im Boot, heftig hin und her zappelte, so daß selbiges heftig zu schwanken begann. "So" quittierte Hans seinen Befreiungserfolg. "Jetzt bist Du erlöst".

"Na klasse, und was mach ich jetzt mit dem Loch in der Lippe ? Durchpfeifen oder was ?" Grätel schloss den Mund und flötete durch die Zweitöffnung. "Flöööt". "Hehe, ist doch lustig ?" grinste Hans. "Nee, is nich lustig" antwortete Grätel sauer, "Unter Wasser hab ich eigentlich gerne alles dicht, weißt Du ?!. Scheisse, Mann". "Ja, dann steck doch was rein ?" "Steck doch was rein, steck doch was rein. Das sagst Du jedes Mal, schau mich doch mal an ? Ich kann kaum noch an die Wasseroberfläche schwimmen, so viel Klumpatsch habe ich inzwischen überall drin stecken!". Zur Bestätigung hob sie die linke Flosse und deutete mit ihrem Kopf nickend auf die im Mondlicht silber glänzende Piercing-Nadel. "Außerdem habe ich Hunger. Schmeiß mal die Würmer rüber". Hans tat wie ihm befohlen. "Willst Du nicht lieber ein paar Lebkuchen vom Knusperhäuschen ?" fragte Hans dabei, noch mit den Gedanken bei der nächsten Piercing-Nadel. "Hä ? Was soll denn das jetzt ? Und als nächstes soll ich wohl mit Dir in den Wald gehen, oder was ? Hallo ? Ich bin ein Fisch, vergessen ?". Sprach´s, schob sich schnell noch ein paar Würmer hinter die Kiemen und verschwand klatschend in den Tiefen des Vierwaldstätter Sees. "Bis bald, mein Schatz", rief Hans leise und etwas geknickt dem wachsenden Kreis auf der Seeoberfläche hinterher.

Manchmal kam er sich einfach vor wie im falschen Märchen. "Vielleicht hätte ich den Haken stecken lassen sollen", dachte er im Stillen.